33.  Das Gefängnis, Herrengasse / Kirchplatz Weinstr.19                                        

 

Das Objekt besteht aus:Rathaus und Schulhaus.

 

 

Das „Gefängnis“ ist Bestandteil des Rathauses von Rhodt. Letzteres wurde im Jahr 1 6 0 6 gebaut, wie die an der Nordwand des Rathauses eingeschlagene Jahreszahl belegen soll. 

 

Das Gefängnis ist allerdings einige Jahre älter, wie die Bautafel auf der Südseite des Gebäudes belegt. Dort steht die Jahreszahl 1 5 7 4, zusammen mit den nicht gedeuteten Initialen  C  S.

 

 

 

Das Gefängnis, im Volksmund „Betzekammer“ genannt, hat einen fast quadratischen Grundriß mit einer ungefähren Seitenlänge von 4,20 m. Es ist aus mächtigen Steinquadern gebaut, die eine unterschiedliche Oberflächenstruktur aufweisen. An einzelnen Steinen ist Randbeschlag festzustellen. Außerdem haben sie sogenannte Zangenlöcher.

 

Daraus ist abzuleiten, daß diese Steinquader beim Bau des Gefängnisses zweitverwendet wurden, d.h. sie müssen von einem älteren Gebäude stammen, vielleicht von der Burgruine Rietburg, wie das bei einigen Rhodter Wohnhäusern aus dem 16. Jahrhundert nachweisbar ist.

 

 

 

Das Gebäude hat zwei Stockwerke. Das Erdgeschoß wird seit Jahren als Öllagerraum genutzt, während das Obergeschoß als kleiner Lagerraum Verwendung fand. Die Mauern des Gefängnisses sind mit mehr als 60cm Stärke sehr dick, was von innen nachgemessen werden könnte. Die Decke im Obergeschoß ist als Gewölbe ausgebildet, ähnlich der in Rhodt häufig vorhandenen Gewölbekeller. Der Zugang zum Obergeschoß erfolgte von der Nordseite, über eine sehr steile Sandsteintreppe, von der noch drei Stufen außen sichtbar sind. Der Eingang mit der ehemals eisenbeschlagenen Tür wurde von der Gemeinde in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts zugesetzt. Die historische Tür, die nach außen zu öffnen war, wurde dabei „entsorgt.

 

 

 

Auf der Südseite gibt es ein kleines Fenster, das mit handgeschmiedetem Dreifachgitter gesichert ist. Im Sturz dieses Fensters ist mit der Zahl 1 5 8 5 ein weiteres Baudatum eingemeißelt, das vom Datum der Bautafel um elf Jahre abweicht.

 

 

 

Eine weitere Besonderheit ist auf der Westseite des Gefängnisses zu sehen. Dort befindet sich ein Lüftungsschlitz welcher von innen zugesetzt und von außen mit einem gelochten Flacheisen überdeckt ist. Dieses ist mit Blei im Mauerwerk befestigt. Das Flacheisen hat eine Länge von 90 cm und weist 18 Löcher auf. Es handelt sich hier um das alte Zoll- bzw. Ellenmaß, als amtliches Normalmaß für den Flecken Rhodt. Man sagte dazu auch die Rhodter Elle.

 

 

 

Das in württembergischer Zeit gebaute Gefängnis diente über Jahrhunderte als Arrestraum für straffällig gewordene Personen, insbesondere Landstreicher, die gegen Gesetze verstoßen hatten.