27. Turnhalle, Turnstraße 17

 

Das Objekt besteht aus:     Turnhalle, Bühnen- und Kelleranbau von 1954, Anbau von Küche, Ausschank, Schulungsraum, Sozialräumen im Keller in den Jahren 1971/72, an der Nordseite der Halle.

 

 

 

 

 

Der im Jahr 1887 gegründete „Turnverein Rhodt unter Rietburg 1887 e.V.“  hielt anfangs seine Übungsstunden im Sommer auf dem Gelände des ehemaligen württembergischen Friedhofs in der Mühlgasse ab. Im Winter wich man aus in den Tanzsaal des früheren Gasthauses „Zum Schwanen“ in der Edesheimer Straße.

 

Schon von Anfang an versuchten die Verantwortlichen des Vereins eine Turnhalle zu bauen und hielten dazu Ausschau nach einem passenden Gelände.

 

Im Jahr 1892 wurde man fündig, wie der Kaufbrief vom 3. November 1892 belegt. Vor dem königlichen Notar Karl Börsch trafen sich

 

-  Johann Jacob Sieber, der Junge, Winzer zu Rhodt

 

-  Die gesetzlichen Vertreter des Turnvereins Rhodt

 

    1. Dessen Vorstand Friedrich Ludwig Seitz, Essigsieder und Gutsbesitzer,

 

    2. Dessen Schriftwart Julius Seitz, Gutsbesitzer

 

 

 

Zur Finanzierung dieses, zunächst als Sommerturnplatz bezeichneten Geländes, „im Ehler gelegen“, wurden Anteilscheine an die Mitglieder verkauft, im Wert von 10 Mark und höher, die in den folgenden zehn Jahren gemäß Verlosungsplan von 1894 zurückgezahlt werden sollten. [Hinweis des Bearbeiters: Die meisten Käufer der Anteilscheine verzichteten auf eine Rückzahlung, wie dem Protokollbuch des Turnvereins zu entnehmen ist.]

 

 

 

Der Turnverein beantragte bei der Gemeinde Rhodt die kostenlose Zurverfügungstellung von Holz und Steinen zum Bau der Turnhalle. Der Gemeinderat stimmte diesem Antrag in einer Sitzung am 21.12.1908 zu, mit 7 Ja-Stimmen, 6 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung.

 

 

 

Die Halle sollte folgende Maße haben:

 

12 m breit, 18 m lang, dazu ein Platz vor der Halle von 12 x 12 m.

 

 

 

Die Turnhalle wurde Anfang Dezember 1909 fertiggestellt. Am 23.1.1910 fand die Eröffnungsfeier in der Turnhalle statt. Mit der Gemeinde wurde am 25.8.1909 ein Vertrag abgeschlossen, der die Überlassung der Turnhalle samt Turngeräten an die hiesige Volksschule regelte.

 

Interessant ist die vertragliche Regelung zwischen Turnverein und Gemeinde. Darin heißt es:

 

 

 

Die Gemeinde stellt Sand, Holz und Steine für den Bau der Halle kostenlos zur Verfügung. Die Schuljugend erhält ein Mitbenützungsrecht an der Turnhalle. Dafür zahlt die Gemeinde jährlich 200 Mark als Zuschuß zu den Zinsen für das Baudarlehen, erstmals für 1910.  

 

Der Turnverein stellt den vier Schulen in Rhodt die Turnhalle zur Verfügung.

 

 

 

Eine weitere gravierende Veränderung erfuhr die Turnhalle in den Jahren 1971/72. In dieser Zeit wurde der freie Platz, nördlich der Turnhalle bebaut. Mit den damals großzügigen Sanitärräumen im Keller, überbaut mit Schulungsraum, Küche und Ausschank, hat sich der Turnverein den modernen Zeiten angepaßt. Nachteil der baulichen Erweiterung 1971/72:  Die schöne Jugendstilfassade aus rotem Sandstein der Turnhalle ist zugebaut und nur noch in ihrem oberen Teil sichtbar. Sie zeigt u.a. Die vier Buchstaben „F“ für Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei, eingebettet in einen Kranz aus Eichenlaub. Darunter steht: Gegründet 1887 und Erbaut 1910.

 

 

 

Auf dem Photo ist die Turnhalle kurz nach ihrer Fertigstellung zu bewundern.